Geschichte

Die GESCHICHTE DER KREATIVFABRIK
Die Kreativfabrik Wiesbaden (kurz: KREA) ist ein Kulturzentrum auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs, direkt gegenüber des Kulturzentrums Schlachthof. Es wird vom Verein Kreativfabrik Wiesbaden e.V. betrieben. Das Programm ist breitgefächert und bietet Raum für immer wieder neue Ideen und Initiativen. Vor allem Konzerte, Partys, Theatervorführungen und Lesungen finden im Veranstaltungskeller des Gebäudes statt. Außerdem vermietet die KREA Proberäume an lokale Bands.
Die Wurzeln der KREA in der IG Schlachthof
Keimzelle des Ganzen war die IG Schlachthof für die Jugend, eine Interessengemeinschaft, die sich 2001 aus einem breiten Bündnis verschiedenster Jugendorganisationen zusammenschloss. Zu dieser Zeit wurden auf dem alten Schlachthofgelände viele Gebäude abgerissen und die weitere Existenz als Treffpunkt der Jugendszene stand auf dem Spiel. Das ehemalige Schlachthof-Gelände ist außerdem international in der Graffiti-Szene bekannt, verlor aber den Großteil der damaligen Hall of Fame durch die Sanierung des Schlachthofs.
Ziel der IG Schlachthof für die Jugend war es deshalb, einen Kulturpark auf dem ehemaligen Schlachthofgelände zu erschaffen, in dem einfach alles möglich sein sollte. Die Idee: Mit Kultur, Kunst, Sport und Musik sollte der Kulturpark ein Ort des Austauschs für Jung und Alt (und alles dazwischen) werden. Auch ein Haus der Begegnung, ein Jugendzentrum, in dem sich Wiesbadener Vereine vernetzen können, war in Planung. Dieses Haus der Begegnung wird später die KREA sein.
Foto: Archiv
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Von der Vereinsgründung zum Fleischereieinkauf
Aus der IG Schlachthof heraus bündeln mehrere junge Menschen 2002 ihre Kräfte und Ideen ein weiteres Mal und gründen einen Verein: den Kreativfabrik Wiesbaden e.V. In der Vergangenheit wurden Häuser wie die Adrianhalle besetzt, Rauswurf und Abriss folgten. Mit der Vereinsgründung gab es einen offiziellen Rahmen. Die Mitglieder sind eine Mischung aus verschiedenen Jugendorganisationen wie dem Stadtjugendring Wiesbaden, politischen Gruppen wie der Linksjugend (’solid) Wiesbaden oder dem Kulturverein Ambitio.
2003 findet die KREA im ehemaligen Fleischereieinkauf gegenüber des Kulturzentrums Schlachthof ein festes Zuhause. In den vom Verein angemieteten Räumen werden im Obergeschoss ein Internetcafé sowie Arbeitsplätze und Seminarräume zur Vermietung eingerichtet. Hier hatte die KREA schon verschiedene Untermieter, wie z.B. den Chaos Computer Club bis 2010, den Stadtjugendring bis 2018 oder die Wiesbadener Jusos. Seit 2019 ist ein Teil des Gebäudes an MOJA e.V. vermietet. Da es Wiesbaden zu dieser Zeit an Proberäumen mangelte und der Verein die ortsansässige Bandkultur fördern will, werden auf eigene Faust Proberäume in den Keller gebaut. Nach einiger ehrenamtlicher Arbeit ist es 2007 soweit und es können 10 Proberäume an junge, regionale Bands vergeben werden. Der sogenannte Proberaumtrakt der KREA ist bis heute in Betrieb, z.B. probt hier die Dark-Jazz-Band Radare.
Eröffnung des Veranstaltungskellers
Der KREA-Keller wird auch nach Vergabe der Proberäume in DIY-Manier weiter ausgebaut und so kann im März 2009 der KREA-Keller offiziell als Veranstaltungsort eingeweiht werden. Circa 100 Feierwütige passen in den Raum hinein. Die KREA ist seitdem auch ein Veranstaltungsbetrieb für Konzerte, Partys, Theater, Lesungen und viele weitere Veranstaltungsformate, bei denen es wirklich keine Grenzen gibt. Ausprobiert wird fast alles, ohne, dass die kommerzielle Verwertbarkeit an erster Stelle steht. Als Beispiel sei hier der schon zur Tradition gewordene Schlechte Witze Wettbewerb zu nennen, bei dem es sich mit schockierend schlechtem Humor anzuöden gilt.
Aber auch politische Veranstaltungen finden seit jeher in der KREA Platz: 2009 wurde der Bildungsstreik „Kostenlose Bildung für alle“ in Wiesbaden für mehr Gerechtigkeit im Bildungssystem mitkoordiniert.
Mit dem Veranstaltungsbetrieb fiel auch immer mehr Arbeit an, die ehrenamtlich nicht mehr leistbar war. 2012 folgte dann ein Schritt in Richtung Professionalisierung: Ein festes Tagesteam, das Teamleitung, Personalplanung, Gastronomie, und Booking übernimmt, wurde angestellt.
Foto: Archiv
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Die KREA wächst weiter
Seit Anbeginn befindet sich im Gebäude auch eine Skatehalle, deren Zukunft 2014 kurz ungewiss war. Nachdem der Verein Skate-Kolosseum, der frühere Betreiber Skatehalle, sich aufgelöst hatte, war für die KREA klar, dass die Halle bleiben muss. Sie wurde dann 2014 vom Verein Kreativfabrik übernommen und seitdem von ihm erfolgreich betrieben. In Kooperation mit den Rhine River Rhinos Wiesbaden wird 2015 auch erstmals Wheelchair Skating in der Skatehalle angeboten.
Die Anzahl der Veranstaltungen und Besucher*innen der KREA steigt von Jahr zu Jahr: Waren es 2009 noch 70 Veranstaltungen mit rund 5.000 Gästen, fanden im Jahr 2019 13.100 Besucher*innen den Weg in die KREA. Rechnet man die Skatehalle dazu, sind es nochmal 10.000 mehr. Neben zahlreichen Konzerten von aufstrebenden lokalen Bands traten bereits u.a. Moscow Death Brigade, TV Smith, Mother’s Cake, 100blumen, Jaya the Cat, Mondo Generator und Muncie Girls in der KREA auf.
Mit zunehmender Veranstaltungsanzahl steigt gleichzeitig das Arbeitsaufkommen; so wurde 2016 eine eigene Marketingstelle geschaffen. Ab 2017 wurde der Großteil der bisher ehrenamtlich geleisteten Buchhaltung ebenfalls in eine Festanstellung überführt.
Vereins jubiläum
Die Kreativfabrik wird von offizieller Seite als soziokulturelles Zentrum anerkannt und in die Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und soziokulturellen Zentren in Hessen e.V. (kurz LAKS) aufgenommen.
Zwei weitere Projekte werden in diesem Jahr verwirklicht: In der Sommerpause konnten die Toiletten im Erdgeschoss (früher musste man dafür ins Obergeschoss!) fertiggestellt werden. Dank sei dem organisatorischem und handwerklichen Engagement der Mitglieder, die das ermöglichten – und nicht nur das: Auch das erste Vereinsfestival F.U.C. - Fragments of Urban Culture, bei dem wir drei Tage lang 15 Jahre KREA feierten, wurde auf die Beine gestellt. Am 13. und 14. September 2019 ging das F.U.C. dann in die zweite Runde. Das F.U.C. findet im und um das Gebäude herum statt.
Foto: Johanna Kuby
Foto: Johanna Kuby
APPLAUS und SPÄTI
Kurze Zeit später, im November 2019, wurde die KREA mit dem Bundesmusikpreis APPLAUS der Initiative Musik für ihr herausragendes Livemusikprogramm ausgezeichnet. Der Förderpreis wird in neue Ton- und Lichttechnik sowie für die Verbesserung der Auftrittsmöglichkeiten für Bands investiert.
Die Krähe, Logo und Wappentierchen der KREA, bekam zudem glücklicherweise noch eine Vogeltränke: Der Späti, Kultur-Kiosk an der Murnaustraße, vor dem man sich in ungezwungener Atmosphäre treffen und Spaß haben kann, wurde im April 2019 eröffnet.
Auch personell ist der Verein gewachsen: Mittlerweile besteht die Kreativfabrik aus ca. 50 Mitgliedern, inklusive dem genannten Tagesteam. Ein ehrenamtlicher Vorstand regelt die Administration. Hinzu kommt eine Gruppe von zurzeit (Stand 2020) um die 60 Menschen, die ehrenamtlich auf Veranstaltungen arbeiten.
Wer richtig gut informiert sein und ein paar Anekdoten zur KREA-Geschichte erfahren will, kann hier reinhören: